Zusammenspiel von Ökonomie und Ökologie in Schweizer Landwirtschaftsbetrieben
In der Schweizer Landwirtschaft ist es möglich, umweltverträglich und gleichzeitig wirtschaftlich zu produzieren. Das sehr breite Spektrum an Ergebnissen dieser Studie weist jedoch auf ein erhebliches Verbesserungspotenzial in beiden Dimensionen hin. Nahrungsmittel zu produzieren, Einkommen zu erwirtschaften und die Umwelt zu schonen, schliessen sich gegenseitig nicht aus.
Hintergrund
Die meisten Landwirtschaftsbetriebe fokussieren sich nicht auf ein einziges Produkt, sondern haben mehrere Betriebszweige. Beispielsweise halten sie Milchkühe und bauen auf ihren Feldern Weizen und Kartoffeln an. Viele Entscheidungen werden auf Stufe Betriebszweig gefällt, wie etwa die Düngungsintensität im Ackerbau oder die angestrebte Milchleistung. Aus ökologischer und ökonomischer Sicht ist es wichtig, besser zu verstehen, was auf Ebene der Betriebszweige genau vor sich geht.
Ziel
Wir untersuchen im Projekt, ob es auf Stufe der Betriebszweige einen positiven, negativen oder gar keinen Zusammenhang zwischen der Rentabilität und den Umweltwirkungen gibt. Weiter analysieren wir, welche Eigenschaften eines Betriebs die ökonomische und ökologische Performance beeinflussen. Schliesslich ermitteln wir das Einsparungspotenzial an natürlichen Ressourcen bei gleichzeitiger Effizienzsteigerung der Betriebe.
Resultate
Unterschiede in Umwelteffizienz und Wirtschaftlichkeit nach Produktgruppen- und regionen
Aus der Analyse resultierten sehr unterschiedliche Ergebnisse, sowohl für die Wirtschaftlichkeit als auch für die Umwelteffizienz und sowohl zwischen als auch innerhalb der untersuchten Produktgruppen (Milch, Rindfleisch, Getreide, Rüben und Kartoffeln). Die Unterschiede innerhalb der einzelnen Produktgruppen sind vor allem auf die Produktionsregion (Tal-, Hügel- oder Bergzone) und die Produktionsmethode (biologische Landwirtschaft oder ökologischer Leistungsnachweis) zurückzuführen.
Den grössten Einfluss hatte dabei die Produktionsregion. Die höchste Umwelteffizienz wies die Produktion in der Talzone auf, wo in der Schweiz die günstigsten Bedingungen für die Landwirtschaft herrschen, gefolgt von der Hügel- und der Bergzone.
Unterschiede nach Produktionssystemen
Die Unterschiede zwischen den beiden Produktionssystemen Biologische Landwirtschaft und Ökologischer Leistungsnachweis (ÖLN) zeigten sich als weniger ausgeprägt, wobei die biologische Bewirtschaftung eine etwas höhere Umwelteffizienz aufwies als die ÖLN-Bewirtschaftung. Beim Getreide war die Umwelteffizienz beim ÖLN jedoch höher als bei der biologischen Produktion. Dies lässt sich teilweise durch den relativ hohen Anteil an Extenso-Betrieben erklären, die keine Pestizide, Insektizide und Fungizide einsetzen. Insgesamt waren nur geringe Unterschiede zwischen den Produktionssystemen festzustellen.
Keine Zielkonflikte zwischen Umwelteffizienz und Wirtschaftlichkeit
Die Einkommensanalyse für die im Betrieb arbeitenden Familienmitglieder ergab sehr unterschiedliche Ergebnisse, sowohl zwischen als auch innerhalb der Produktgruppen. Insbesondere bei den tierischen Produktgruppen Milch und Rindfleisch gab es Fälle von negativem Einkommen pro produzierter Einheit. Bei einer Umstellung auf Ackerbau wäre eine Verbesserung der Umwelteffizienz zu erwarten.
Die Analyse der Korrelation zwischen Umwelteffizienz und Wirtschaftlichkeit innerhalb der einzelnen Produktgruppen ergab keine Hinweise auf Zielkonflikte. Vielmehr bestehen signifikante Hinweise darauf, dass für die Produktgruppen Milch und Rindfleisch bei Betrieben mit einer über dem Median liegenden Umwelteffizienz auch die Wirtschaftlichkeit mit grösserer Wahrscheinlichkeit über dem Median liegt.
Bedeutung für die Forschung
Die kombinierte Anwendung von Ökobilanz-Analyse und Data Envelopment Analysis erwies sich als geeigneter methodischer Ansatz für die Bestimmung der gesamthaft verursachten Umweltauswirkungen und die Berechnung der Umwelteffizienz.
Bedeutung für die Praxis
Die Studie zeigt ein erhebliches Potenzial zur Verbesserung der Umwelteffizienz und der Wirtschaftlichkeit in der Schweizer Landwirtschaft. Die grosse Variabilität der Ergebnisse insbesondere bei den Produktgruppen Milch, Rindfleisch und Kartoffeln deutet auf Optimierungspotenzial hin. Es gab keine Hinweise darauf, dass eine bessere Umwelteffizienz oder eine höhere Wirtschaftlichkeit zu schlechteren Werten der jeweils anderen Dimension führt.
Publikationen
Projektleitung
Dr. Thomas Nemecek
Forschungsgruppe Ökobilanzen, Agroscope
Dr. Nadja El Benni
Forschungsbereich Nachhaltigkeitsbewertung und Agrarmanagement, Agroscope
Projektpartnerschaften
Dr. Markus Lips
GUS Group