Nachhaltiges Finanzierungswesen
In diesem Projekt untersuchen wir, welchen Einfluss Green Bonds, d.h. Anleihen, mit denen in nachhaltige Projekte investiert wird, auf Investitionsentscheide von Untenehmen zugunsten «grüner» Projekte haben. Ausserdem quantifizieren wir den ökologischen und den sozialen Fussabdruck der Portfolios institutioneller Investoren und untersuchen, ob sie tatsächlich verantwortungsvoll investieren, wenn sie dies behaupten. Der Schwerpunkt liegt auf Möglichkeiten für einen besseren Zugang zu Finanzmitteln für Investmentinstrumente und Institutionen im Mikrofinanzbereich sowie auf der möglichen Einführung einer Schweizer Nachhaltigkeitsbörse.
Hintergrund
Das Wissen über nachhaltige Finanzierung hat in den letzten Jahrzehnten stetig zugenommen. In der gängigen Wirtschaftsliteratur dominiert jedoch nach wie vor die Ansicht, dass Unternehmen allein auf Gewinnmaximierung ausgerichtet sind und dem ESG-Aspekt (Umwelt, Soziales und Governance) kaum Beachtung schenken. Entsprechend ist der Einfluss von institutionellen Anlegern wie Banken und Pensionsfonds auf ESG noch wenig untersucht. Zur Finanzierung von Mikrofinanzinitiativen wäre der Aufbau einer Schweizer Nachhaltigkeitsbörse wünschenswert.
Ziel
Ziel dieses Projekts war es, auf dem aktuellen Stand der Forschung aufzubauen und sowohl wissenschaftliche als auch praktische Beiträge zu leisten. Dies wollten wir erreichen durch einen Beitrag zur Quantität und Qualität des verfügbaren Wissens und durch die Entwicklung wissenschaftlich fundierter Empfehlungen sowie einer Schweizer Nachhaltigkeitsbörse, die ESG-Projekte unterstützt, indem sie Finanzierungen für Investmentvehikel und Institutionen im Mikrofinanzbereich bietet.
Resultate
Zertifizierung von Finanzierungen
Das erste Teilprojekt zeigt, dass Unternehmen dank der Zertifizierung von Finanzierungen als «grün» signalisieren können, dass sie einen Beitrag zur Energiewende leisten. In unserem Modell zur Emission von Green Bonds verstärkt diese Signalwirkung die Anreize zur Reduktion der CO2-Emissionen. Das Modell beruht auf der Hypothese, dass Unternehmensleitungen eher Green Bonds ausgeben, wenn sie stärker an den Aktienkursen interessiert sind. Wir testen diese Hypothese, indem wir die branchenspezifischen Unterschiede in der Aktienkursabhängigkeit der Managervergütungen und die länderspezifischen Unterschiede bei den effektiven CO2-Preisen heranziehen.
Nachhaltigkeits-Fussabdruck institutioneller Investoren
Das zweite Teilprojekt, das sich auf den Nachhaltigkeits-Fussabdruck institutioneller Investoren konzentriert, liefert die folgenden zentralen Ergebnisse:
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Institutionelle Anleger spielen eine wichtige Rolle bei der Förderung der Nachhaltigkeit in der Wirtschaft.
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Nicht alle institutionellen Investoren, die behaupten, dass sie Nachhaltigkeit fördern, tun dies in der Praxis.
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Eine Analyse der Methodik hat ergeben, dass die Ratings verschiedener Datenlieferanten betreffend ESG sehr heterogen sind.
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Solche uneinheitlichen ESG-Ratings nehmen Anleger als zusätzliche Unsicherheit wahr.
Nachhaltige Mikrofinanzierung
Das dritte Teilprojekt, das sich auf die nachhaltige Mikrofinanzierung konzentriert, liefert folgende Haupterkenngnisse:
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Netzunabhängige Heimsolarsysteme (Off-Grid Solar Energy, OGS) sind zentral für den Zugang zu erschwinglicher, zuverlässiger, nachhaltiger und moderner Energie für einkommensschwache Kleinstunternehmen im Süden, die keinen Zugang zu Bankleistungen haben (Sustainable Development Goal 7 (SDG 7)).
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Der Zugang zu Finanzmitteln ist wichtig für die Versorgung mit netzunabhängiger Solarenergie.
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In den letzten zehn Jahren wurden erhebliche Fortschritte bei der Verwirklichung des SDG 7 erzielt, die Hälfte davon dank OGS-Start-ups, die rund 500 Millionen Haushalte versorgen.
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Bewährt haben sich Pay-as-you-go-Finanzierungen, die 85 % aller Solarinvestitionen ausmachen. Dabei werden die Solaranlagen nicht auf einmal bezahlt, sondern durch Ratenzahlungen erworben, wobei die Anlage bereits ab der ersten Rate nutzbar ist. Mit diesem System entfällt die anfängliche Investitionsbarriere. Die Skalierbarkeit bleibt jedoch schwierig, insbesondere aufgrund von Covid-19.
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Diese weltweite Krise hat die Zahlungsfähigkeit der OGS-Kunden, die OGS-Wertschöpfungsketten und den Kapitalfluss in diesen Sektor beeinträchtigt.
Eine Nachhaltigkeitsbörse in der Schweiz
Aus dem Teilprojekt zur Schaffung einer Nachhaltigkeitsbörse in der Schweiz resultieren folgende Haupterkenntnisse:
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Auf globaler Ebene gibt es einen grossen Markt sowohl für Sozialunternehmen als auch für nachhaltige Investments.
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Bestehende Initiativen zur Schaffung von Nachhaltigkeisbörsen haben gezeigt, dass die Umsetzung anspruchsvoll ist.
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Eine erfolgreiche Schweizer Nachhaltigkeitsbörse muss strategische Partnerschaften eingehen und sich auf die Wirkungsüberprüfung, den Aufbau von Pipelines und die Wirkungsmessung konzentrieren.
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Es ist nicht ratsam, von Grund auf eine eigenständige Infrastruktur aufzubauen.
Bedeutung für die Forschung
Aus Sicht der Forschung sind folgende Aspekte von Bedeutung:
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Der Anreiz zur Emission von Green Bonds steigt bei Unternehmensleitungen parallel zu höheren CO2-Sanktionen. Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass Green Bonds eher eine Ergänzung als ein Ersatz für CO2-Abgaben sind.
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Es ist wichtig, Externalitäten im Zusammenhang mit Greenwashing bei institutionellen Anlegern zu erkennen und zu messen, damit verhindert wird, dass diese die angeblich nachhaltige Finanzierung nur als Marketingmittel einsetzen, mit dem sie Gelder von unzureichend informierten Kunden anziehen.
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Bei der Bewältigung der langfristigen Folgen der Covid-19-Pandemie dürfte die kollektive Intelligenz der Akteure im Sektor der netzunabhängigen Solarenergie entscheidend sein.
Bedeutung für die Praxis
Für die Praxis sind die folgenden Aspekte von Bedeutung:
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Grüne Finanzierungsinstrumente sollten durch grüne Vergütungspakete für Manager ergänzt werden, die ihnen direkte Anreize zur CO2-Reduktion bei ihren Tätigkeiten geben.
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Die Verwalter institutioneller Gelder können sich zur Bewertung nachhaltiger Investments nicht einfach auf Nachhaltigkeitslabels verlassen.
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Im Sektor der netzunabhängigen Solarenergie dürfte eine Konzentration und eine Spezialisierung bevorstehen. Covid-19 könnte die Zahl und Risikobereitschaft der Investoren reduzieren und so den Spielraum für Mischfinanzierungen vergrössern.
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Die Schaffung einer erfolgreichen Schweizer Nachhaltigkeitsbörse erfordert eine unternehmerische Dimension, die sich von traditionellen NGO-Ansätzen unterscheidet.
Publikationen
Projektleitung
Prof. Dr. Jean-Charles Rochet
School of Economics and Management, Université de Genève and Swiss Finance Institute
Prof. Dr. Rajna Gibson Brandon
School of Economics and Management, Université de Genève and Swiss Finance Institute
Prof. Dr. Bernhard Balkenhol
School of Economics and Management, Université de Genève and Swiss Finance Institute
Projektpartnerschaften
iGravity
IMPAAKT
Principles for Responsible Investment
Sustainable Finance Geneva