Abgeschlossenes NFP 73 Forschungsprojekt: Versicherungswerte von Waldökosystemen
24.02.2023
Waldökosysteme erbringen durch den Schutz vor Naturgefahren oft unentgeltliche, natürliche Versicherungsleistungen
Waldökosysteme stellen Leistungen, wie z.B. den Schutz vor Naturgefahren, oft unentgeltlich bereit. Wird die Schutzleistung durch die Waldbewirtschaftung verbessert und trägt dies - über die gesetzlichen Vorgaben hinaus - zur Gefahrenabwehr bei, so erbringen Wälder eine zusätzliche natürliche Versicherungsleistung. Da solche Leistungen in der Regel nicht entgolten werden, kann es zu einer Unterversorgung kommen, d.h., die Bevölkerung erhält weniger Schutz als eigentlich gewünscht und möglich ist.
Im Rahmen des Projekts wurde untersucht, inwieweit Waldökosysteme in der Lage sind, natürliche Versicherungsleistungen zu erbringen. Zudem wurden die Präferenzen von Anwohnenden in Berggemeinden bestimmt, verschiedene institutionelle Rahmenbedingungen untersucht, sowie förderliche und hinderliche Faktoren analysiert. Das Projekt entwickelte und validierte einen Simulationsrahmen für die Quantifizierung des Schutzes vor Naturgefahren durch Bergwälder. Dieser Rahmen ermöglicht es, die Auswirkungen des Klimas, der Bewirtschaftung und zahlreicher Störungen wie Wind, Borkenkäfer und Steinschlag auf die Schutzkapazität des Waldes zu testen. In der Validierungs-Fallstudie betrug die verbleibende Steinschlaggefahr je nach Waldentwicklungsszenario 20-30 %. Felsgrösse und Walddichte waren die Hauptfaktoren, die die Schutzwirkung beeinflussten.
Das Projekt stellte ausserdem fest, dass (i) eine erhebliche Zahlungsbereitschaft (Willingness to Pay; WTP) für die Verringerung der Risiken von Naturgefahren (über die derzeitigen gesetzlichen Anforderungen hinaus) besteht; (ii) kein einheitlicher Versicherungsansatz möglich ist, da sich die Präferenzen und WTP-Schätzungen der Befragten und der Regionen unterscheiden; und (iii) durch die Verknüpfung mit Komponenten der Waldbewirtschaftung und der Gefahrenmodellierung wissenschaftlich fundierte und praxisrelevante Lösungen für das Management von Naturgefahren entwickelt werden können. Das im Projekt entwickelte theoretische Versicherungsmodell zeigt zudem, dass die Einbeziehung des natürlichen Schutzes durch Wälder als Bestandteil von Versicherungsverträgen eine Win-Win-Situation sowohl für Versicherungsunternehmen als auch für Hausbesitzende schaffen kann. Die Möglichkeit, finanzielle und natürliche Versicherungen zu kombinieren, kann wiederum Waldbesitzende dazu ermutigen, einen solchen Schutz durch Wälder bereitzustellen, was aus gesellschaftlicher Sicht von Vorteil wäre.
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Kontakt:
Prof. Dr. Roland Olschewski
Umwelt- und Ressourcenökonomie, Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL
+41 44 739 25 62
roland.olschewski@wsl.ch