Abgeschlossenes NFP 73 Forschungsprojekt: Freiwillige Umweltinitiativen der Privatwirtschaft
19.07.2021
Thomas Bernauer und sein Team untersuchten an der ETH Zürich die Frage: "Welchen Einfluss haben freiwillige Umweltschutzmassnahmen im Privatsektor auf die Nachfrage der Bevölkerung nach staatlichen Umweltmassnahmen?". Ziel des Forschungsprojekts war es, ein vertieftes Verständnis über die Meinungsbildung der Bürgerinnen und Bürger zu erhalten, und dies vor allem mit Blick auf die Gestaltung von Regulierungen und die Bedeutung von freiwilligen Initiativen der Unternehmen. Im Mittelpunkt standen die Synergien und die politischen Risiken, die mit der Kombination von Umweltmassnahmen des privatwirtschaftlichen und des staatlichen Sektors einhergehen.
Dennis Kolcava präsentierte an der vierten Programmkonferenz Erkenntnisse aus seiner wissenschaftlichen Publikation "Citizen preferences on private-public co-regulation in environmental governance: Evidence from Switzerland". Im Allgemeinen ist die Bevölkerung bereit, politischen Entscheidungsträgern relativ umfangreiche politische Mandate zu übertragen, darunter die öffentliche Berichterstattung und frühzeitige regulatorische Impulse. Die Bürgerinnen und Bürger sagen allerdings auch, dass sie isolierte Entscheide ablehnen und sich mehr Mitsprache bei der Politikgestaltung wünschen. Es scheint sogar, dass die Einbindung in die Gestaltung und der Umfang des staatlichen Auftrags Hand in Hand gehen. Oder, anders gesagt: Die Bevölkerung ist bereit, weniger strikte staatliche Massnahmen zu akzeptieren, solange der Gestaltungsprozess inklusiv ist.
Wie das Forschungsteam feststellte, kann ein starkes Engagement der Privatwirtschaft bewirken, dass die Nachfrage der Bevölkerung nach staatlicher Regulierung sinkt. Dieser Effekt bleibt jedoch aus, wenn Unternehmen im Verdacht stehen, Greenwashing zu betreiben. Darüber hinaus befürworten die Bürgerinnen und Bürger, dass Unternehmen von der Politik belohnt werden, wenn sie freiwillige Umweltmassnahmen einführen.
Das Forschungsteam will bis Ende 2021 eine länderübergreifende öffentliche Meinungsumfrage zur Lieferkettenregulierung durchführen und dabei herausfinden, in welchem Umfang sich seine Forschung auf Länder ausserhalb der Schweiz übertragen lässt. Dabei soll auch untersucht werden, ob die Nachfrage nach einer staatlichen Regulierung von Lieferketten eine Gegenreaktion auf die globalisierte Wirtschaft ist oder der Forderung entspringt, die heimischen Konsumenten zu schützen oder moralisch motiviert ist.
Peer-Review-Publikationen des Forschungsprojekts:
- Kolcava, D., Bernauer, T., 2021. Greening the Economy through Voluntary Private Sector Initiatives or Government Regulation? A Public Opinion Perspective. Environmental Science & Policy 115, 61–70. https://doi.org/10.1016/j.envsci.2020.09.013
- Kolcava, D., Nguyen, Q., Bernauer, T., 2019. Does trade liberalization lead to environmental burden shifting in the global economy? Ecological Economics 163, 98–112.
https://doi.org/10.1016/j.ecolecon.2019.05.006
https://ib.ethz.ch/publications.html#2019 - Kolcava, D., Rudolph, L., Bernauer, T., 2021a. Voluntary business initiatives can reduce public pressure for regulating firm behaviour abroad. Journal of European Public Policy 28, 591–614.
https://doi.org/10.1080/13501763.2020.1751244
https://osf.io/5pfne/ - Kolcava, D., Rudolph, L., Bernauer, T., 2021b. Citizen preferences on private-public co-regulation in environmental governance: Evidence from Switzerland. Global Environmental Change 68, 102226.
https://doi.org/10.1016/j.gloenvcha.2021.102226 - Kolcava, D., Scholderer, J., Bernauer, T., 2020. Do citizens provide political rewards to firms engaging in voluntary environmental action? Journal of Cleaner Production 279, 123564.
https://doi.org/10.1016/j.jclepro.2020.123564