Abgeschlossenes NFP 73 Forschungsprojekt: Diversifizierte Ernährungssysteme dank nachhaltiger Handelsbeziehungen

17.04.2023

Ein hypothetisches Bundesgesetz zeigt konkrete Lösungen auf

Das Projekt "Diversifizierte Ernährungssysteme dank nachhaltiger Handelsbeziehungen» untersuchte, wie Staaten mittels nachhaltiger Handelsbeziehungen diversifizierte Ernährungssysteme fördern können, die aus Nachhaltigkeitssicht besonders wertvoll sind.

Entsprechende Ernährungssysteme sind nachhaltiger aufgestellt als spezialisierte, welche in erster Linie auf die Mengenproduktion ausgerichtet sind. Sie sind ökologisch sowie ökonomisch wertvoller, und auch der soziale Nutzen ist gerechter verteilt. Zudem tragen sie zu einem vielfältigen Nahrungsmittelangebot bei. Das Projekt untersuchte, welche Rolle dem Staat zukommt und wie Handelsmassnahmen differenziert ausgestaltet werden können, um besonders wertvolle Systeme zu fördern und Fehlanreize zu beseitigen. Zu diesem Zweck kombinierten die Forschenden umfassende rechtliche Untersuchungen mit der Analyse von ‘Best-Practice’-Beispielen. Auch setzten sie sich mit den Chancen und Defiziten bestehender privater Ansätze wie Zertifizierungen auseinander, erfassten die Perspektive von Bäuerinnen und Bauern, und untersuchten neue Ansätze der Produktedifferenzierung wie vertrauensbasierte Wertschöpfungsketten.

Die Forschenden konnten z.B. am Beispiel des Fischsektors aufzeigen, dass privatwirtschaftliche Nachhaltigkeitssiegel oft nicht ausreichen, um die Einfuhr nachhaltiger Waren zu fördern. Auch Branchenvereinbarungen sind nur teilweise wirksam. Gestützt auf Art. 104 a lit. d der Schweizer Bundesverfassung hat die öffentliche Hand einen Verfassungsauftrag, den Handel qualitätssichernd und ergänzend zu regulieren. Dabei muss sie inklusive Verfahren zur Verfügung stellen, die den verletzlichen Marktteilnehmenden in ärmeren Partnerländern entgegenkommen. Falls sie gut austarierte Lösungen trifft, bewegt sie sich auch innerhalb des ihr zur Verfügung stehenden WTO-Spielraums.

Mit einem innovativen Syntheseansatz (dem hypothetischen "Bundesgesetz über nachhaltigen Agrarhandel") bietet das Projekt den Entscheidungsträgern einen konkreten, ausformulierten Lösungsvorschlag an.

 

Mehr Informationen:

Mehr Informationen zum Forschungsprojekt

Centre for Development and Environment (CDE)

 

Ausgewählte Publikationen:

Jacobi, J. et al. (2022) “‘First we eat and then we sell’: Participatory Guarantee Systems for alternative sustainability certification of Bolivian agri-food products,” Agroecology and Sustainable Food Systems, 47(1), pp. 72–99.

Belser, E., Mazidi, S., "Executive Summary: The Swiss Constitution and Its Contribution to Sustainable Trade in the Agri-Food Sector.", Working Paper NRP73, Bern, Switzerland: Centre for Development and Environment (CDE), University of Bern.

Mann, S. (2022) “Why governments should tax animal production: A system approach to internalise the externalities of Agriculture,” International Journal of Sustainable Economy, 14(3), p. 294.

Musselli, I. et al. (2022) Livestock farming act and WTO compliance. preferential tariff treatment based on PPMS: A case study, BORIS. Centre for Development and Environment (CDE), University of Bern.

 

Kontakt:

Dr. iur. Elisabeth Bürgi Bonanomi
+41 31 631 39 40
elisabeth.buergi@unibe.ch