Abgeschlossenes Forschungsprojekt: Ernährungs- und Umweltauswirkungen des schweizerischen Lebensmittelverzehrs
19.07.2021
Alexander Mathys und sein Team haben an der ETH Zürich die erste ausführliche Multi-Indikatoren-Nachhaltigkeitsbeurteilung globaler Ernährungssysteme durchgeführt. Sie kamen zum Ergebnis, dass die Nutzung alternativer Proteinquellen und die Vermeidung von Lebensmittelverlusten zwei zentrale Aspekte nachhaltiger Ernährungssysteme sind. Eine signifikante Umstellung von tierischen Produkten auf pflanzen- oder einzellerbasierte Lebensmittel wäre in den meisten wohlhabenden Ländern, so auch in der Schweiz, vorteilhaft. Das gilt sowohl für den Ernährungswert als auch in Bezug auf die ökologischen und gesellschaftlichen Auswirkungen der Ernährung. Wie das Modell zeigt, ist eine Ernährung gemäss den Empfehlungen der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung die nachhaltigste: Sie verringert den ökologischen Fussabdruck um 36%, die Ausgaben um 33% und die negativen Gesundheitsfolgen im Vergleich zum aktuellen Ernährungsstil um 2,67%.
Pro Jahr geht rund ein Drittel aller Lebensmittel weltweit verloren oder wird vernichtet (1,3 Milliarden Tonnen weltweit und 2,6 Millionen Tonnen in der Schweiz). Dies entspricht 65 kg pro Person und Jahr – weltweit. Es braucht dringend innovative Ansätze, um Lebensmittelverluste zu vermeiden oder zu verringern und aussortierte Lebensmittel weiterzuverwenden. Die Forschungsgruppe für nachhaltige Lebensmittelverarbeitung an der ETH Zürich konzentriert sich hier auf drei Schwerpunkte: den Einsatz von Lebensmittelabfällen in der Zucht von Soldatenfliegenlarven für die Produktion von insektenbasierten, nachhaltigeren Futtermitteln; die Herstellung von mikroalgenbasierten Fleischersatzprodukten, Lipiden und funktionalen Inhaltsstoffen und die Verwendung von gelben Erbsen in der Produktion von Cerealien, Pasta und Brot. Ihr Forschungsziel ist, den ökologischen Fussabdruck und den Nährwert der Produkte zu verbessern.
- Die drei wichtigsten Empfehlungen des Projekts sind: Die nationalen und globalen politischen Entscheidungsträger sollten Schlüsselbereiche für die Verbesserung der Ernährungssysteme definieren und diese priorisieren, basierend auf den ganzheitlichen Multi-Indikatoren-Ansätzen zugunsten der Gesundheit der Menschen und unseres Planeten.
- Die Konsumenten in der Schweiz sollten mehr Hülsenfrüchte, Nüsse, Kerne, Früchte und Gemüse essen, den Fleischkonsum einschränken und weniger Lebensmittel wegwerfen.
- Akteure in der Lebensmittelindustrie und entlang der Lieferketten sollten auf Nachhaltigkeit und Ökologie setzen. So könnten sie geschäftlich profitieren und gleichzeitig das Wohl der Gesellschaft fördern.
Peer-Review-Publikationen des Forschungsprojekts:
- Chen, C., Chaudhary*, A. & Mathys, A. (2020). Nutritional and environmental losses embedded in global food waste. Resources, Conservation and Recycling, 160: 104912.
https://doi.org/10.1016/j.resconrec.2020.104912 - Chen, C., Chaudhary*, A. & Mathys, A. (2019). Dietary Change Scenarios and Implications for Environmental, Nutrition, Human Health and Economic Dimensions of Food Sustainability. Nutrients, 11: 856. https://doi.org/10.3390/nu11040856
- Chaudhary*, A., Gustafson, D. & Mathys, A. (2018). Multi-indicator sustainability assessment of global food systems. Nature Communications, 9: 848. https://doi.org/10.1038/s41467-018-03308-7
- Chaudhary*, A., Marinangeli, C. P. F., Tremorin, D. & Mathys, A. (2018). Nutritional Combined Greenhouse Gas Life Cycle Analysis for Incorporating Canadian Yellow Pea into Cereal-Based Food Products. Nutrients, 10: 490. https://doi.org/10.3390/nu10040490
Abbildung: Ernährungs- und Umweltmessdaten pro Land. Die in dieser Studie für alle Länder berechneten Punkte für (a) angemessene Ernährungswerte und (b) stabile Ökosysteme (basierend auf Daten von 2011). Die Punkte ergeben sich aus dem arithmetischen Mittel der unterliegenden Indikatorwerte (normalisiert auf 0–100). Es zeigt sich, dass die meisten Länder, die hohe Punktzahlen beim Ernährungswert erreichen, schlechter abschneiden, wenn es um die Stabilität der Ökosysteme geht – ein Indiz dafür, dass ihre Ernährung die Umwelt stark belastet. Quelle: Chaudhary, Gustafson & Mathys (2018). Nature Communications, 9: 848.